Warum wir SquareNeo durch Bootstrapping ohne Investoren aufgebaut haben
Für viele Startups ist der erste Schritt klar: Investorensuche, Kapital aufnehmen, schnelles Wachstum. Bei uns war es anders. Schon zu Beginn stand für unsere beiden Gründer Michael und Sebastian fest, dass sie das Unternehmen eigenfinanziert aufbauen wollten.
„Wir wollten einfach selbst starten, wir brauchen kein Kapital“, erinnert sich Mitgründer Sebastian Kaupp. Zwar habe man Gespräche mit potenziellen Investoren geführt, aber nie den finalen Schritt gemacht: „Die Vorteile der Fremdfinanzierung waren für uns nicht groß genug.“
Unter Bootstrapping versteht man die Finanzierung eines Unternehmens aus eigener Kraft und ohne externe Investoren oder Kredite. Stattdessen setzen Gründer:innen auf Eigenkapital, frühe Umsätze und striktes Kostenmanagement.
Das zieht Vorteile mit sich wie: maximale Unabhängigkeit, schnelle Entscheidungswege und volle Kontrolle über die Unternehmensvision.
Für Sebastian war genau das entscheidend:
„Wir haben SquareNeo nicht gegründet, um in zwei Jahren wieder auszusteigen. Wir stehen nicht mehr am Anfang unserer Berufskarrieren. Unser Ziel war es also, ein Unternehmen aufzubauen, in dem wir auch in 15Jahren noch mitwirken.“
Bootstrapping verschafft Gründer:innen Freiraum. Es gibt keinen externen Druck, bestimmte Wachstumsziele oder Exits zu erreichen. Stattdessen können Entscheidungen nah am Produkt und am Markt getroffen werden.
Für uns bei SquareNeo war dies besonders wichtig, um flexibel auf die frühen Entwicklungen des Produkts reagieren zu können, denn:
„Am Anfang wussten wir gar nicht, ob unser Produkt so funktioniert, wie wir es uns vorstellen. Deshalb wollten wir Entscheidungswege kurzhalten und das Risiko minimieren“, erklärt Sebastian.
So viel Freiheit Bootstrapping bietet, so groß sind auch die Risiken. Ohne Investorengeld bleibt die Liquidität ein ständiges Thema. Verzögerte Zahlungen, schwankender Kontostand und die Abhängigkeit von einzelnen Aufträgen können schnell zum Problem werden.
Für uns bei SquareNeo bedeutet das: „Gerade wenn geplante Aufträge kleiner ausfallen oder sogar gar nicht kommen, wird es kritisch. Dann muss man Zahlungsziele genau im Blick haben und darf sich keine Fehler leisten“, beschreibt Sebastian.
Hier ist es dann durchaus von Vorteil, wenn man ein gewisses Eigenkapital einbringen kann, um Engpässe gegebenenfalls schnell abzufedern.
Ein zentraler Effekt des Bootstrapping war für uns der enge Austausch mit Kunden. Ohne üppiges Kapital war es nicht möglich, Produkte „ins Blaue hinein“ zu entwickeln. Eine Gegebenheit, die allerdings auch viel Sicherheit geben kann.
Wie konnten wir also diesen Zyklus mit der Entwicklung des SalesCoach vereinen? Sebastian erklärt es so: „Wir haben früh Kundenprojekte ins Boot geholt, anhand derer Herausforderungen und Wünsche wir das Produkt gestaltet haben. Das verhindert, dass wir am Markt vorbeientwickeln“.
So entstand eine enge Verbindung zwischen Produktentwicklung und realen Kundenbedürfnissen. Ein Ansatz, der bis heute den Kern von SquareNeo prägt.
Bootstrapping lehrt Disziplin und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Entscheidungen müssen wohlüberlegt sein, Kosten und Einnahmen stets im Blick.
„Es hat uns gezwungen, seriös und strukturiert mit unseren Ressourcen umzugehen“, so Sebastian.
Für andere Gründer:innen hat er einen klaren Rat:
Bootstrapping ist nicht pauschal die beste Lösung aber eine ernsthafte Alternative, wenn Eigenkapital und Durchhaltevermögen vorhanden sind. Oder in seinen eigenen Worten: „Man braucht einen langen Atem und darf nicht nur auf das schnelle Geld aus sein“.
Und wie geht es weiter? Wird SquareNeo dauerhaft ohne Investoren auskommen?
„Wir sind da offen“, sagt Sebastian. „Am Ende sind das situative Entscheidungen. Wenn es passt, schließen wir Investoren nicht aus. Aber aktuell fühlen wir uns mit Bootstrapping sehr wohl.“
Bootstrapping ist kein einfacher, aber ein ehrlicher Weg. Er kann Stress mit sich bringen und auch ein hohes Durchhaltevermögen fordern, gibt dafür aber auch Unabhängigkeit, Flexibilität und Kundennähe.
„Wir wollten SquareNeo so aufbauen, dass es uns auch in 15 Jahren noch Freude macht.“, fasst es Sebastian zusammen.
Natürlich lässt sich nicht immer eine pauschale Antwort auf die Frage, ob Bootstrapping besser als Fremdfinanzierung durch Investoren ist, treffen. Wenn wir allerdings Sebastian fragen, ob er den selben Weg heute nochmal gehen würde ist seine Antwort ein klares „Ja.“